Der Mara-Fluss in Ostafrika wird jedes Jahr zur Tankstelle für bis zu zwei Millionen wandernde Gnus, Gazellen und Zebras. Holzeinschlag und Landwirtschaft gefährden jedoch diese Lebensader.

Es ist die größte Tierwanderung der Erde: 1,2 Millionen Gnus sind jedes Jahr in Ostafrika auf einem 500 Kilometer langen Rundkurs unterwegs – von der Serengeti-Steppe im Süden zur Savanne der Masai Mara im Norden und zurück. Ihnen folgen rund 400.000 Thomson-Gazellen und 250.000 Zebras. Sie alle ziehen das ganze Jahr auf der Suche nach frischem Wasser und Gras durch Steppe, Buschland und Wälder.

Schlechtere Wasserqualität durch Abholzung

Entscheidend für das Funktionieren dieses riesigen Kreislaufs ist der 395 Kilometer lange Mara-Fluss. Seine Quellen liegen in den 2.920 Meter hoch gelegenen Mau-Wäldern in Kenia. Von dort fließt er hinab in das Masai-Mara-Reservat, dann in Tansania durch den Serengeti-Nationalpark, bevor er schließlich in den Viktoriasee mündet. Der Mara-Fluss ist der einzige Fluss im Serengeti-Ökosystem, der auch zur Trockenzeit Wasser führt. Ohne ihn gäbe es für die Herden kein Überleben.

Doch seit den 1970er-Jahren ist sein Wasservolumen um 60 Prozent zurückgegangen – und die Wasserqualität hat sich verschlechtert. Ursache dafür ist zum einen die massive Abholzung des Mau-Waldes im Quellgebiet des Mara, weil die Menschen dort immer mehr neue Felder anlegen und das Holz als Brennstoff verwenden. Der Mau-Wald hält das Wasser wie ein riesiger Schwamm und gibt es langsam über das Jahr, auch in der Trockenzeit, ab. Ist der Wald abgeholzt, entfällt diese Funktion - mit gravierenden Folgen. Dann spült der Regen die Erde von den gerodeten Flächen in die Quellflüsse des Mara, so dass diese versanden und weniger Wasser führen.

Die negative Entwicklung stoppen

Ein Gepard in der Masai Mara, einem Naturschutzgebiet in Kenia © naturepl.com / Anup Shah / WWF
Ein Gepard in der Masai Mara, einem Naturschutzgebiet in Kenia © naturepl.com / Anup Shah / WWF

Auch zweigen Großfarmen Flusswasser ab, sobald der Mara-Fluss die Ebene erreicht. Sie bewässern damit die riesigen, einstigen Weideflächen der Masai, die sie in Ackerland umgewandelt haben.

Um diese negative Entwicklung aufzuhalten, unterstützen der WWF Deutschland und die WWF-Programmbüros in Tansania und Kenia den Aufbau eines nachhaltigen Managements der Wald- und Wasserressourcen im mehr als 13.000 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet des Mara.

So wurden an verschiedenen Flussufern Schutzstreifen ausgewiesen und dort junge Waldbäume gepflanzt, um die Erosion zu stoppen und die Wasserqualität zu verbessern. Ein neu angelegter, 100 Meter breiter Teeplantagengürtel entlang des Waldrandes eröffnet der Bevölkerung außerdem eine neue Einnahmequelle und mindert damit den Druck, weiteren Wald für landwirtschaftliche Flächen zu roden.

Das ökologische Gleichgewicht bewahren

Mit allen Gruppen von Wassernutzern, von Kleinbauern über Hotelbetreiber bis zu Großfarmern, wurde eine Vereinigung gegründet, der heute 1.000 Mitglieder aus dem gesamten Einzugsgebiet angehören. Sie alle wurden geschult, wie Walderhaltung und Wasserqualität zusammenhängen und wie man mit guter landwirtschaftlicher Praxis das ökologische Gleichgewicht bewahrt.

Mit Hilfe des WWF wird zudem eine grenzüberschreitende Flusskommission gegründet, die für alle Nutzer die erlaubten Entnahmemengen festlegt – damit der Kreislauf des Lebens, der „so alt ist wie die Hügel“ wie die Einheimischen sagen, bestehen und der Mara als Quelle für Menschen und Tiere erhalten bleibt.

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