600.000 Hektar Naturräume entlang Europas zweitgrößtem Strom – das entspricht etwa der vierfachen Fläche Londons – wurden seitdem miteinander verknüpft: Schutzgebiete und renaturierte Auenflächen, die einst in Äcker, Weideland, Fischzuchtanlagen und Pappelkulturen umgewandelt worden waren.
Auslöser der Politiker-Einsicht war vor allem eine WWF-Studie: Darin wurde nachgewiesen, dass der Mensch bereits über 80 Prozent der natürlichen Flussauen im Donau-Einzugsgebiet durch seine Aktivitäten zerstört hatte.
Im Mündungsbereich zum Schwarzen Meer verbreitert sich die Donau zu einem gigantischen Delta von mehr als 4.000 Quadratkilometern – und bietet ein einmaliges Mosaik an Lebensräumen: Ausgedehnte Schilfflächen, freischwimmende Schilfinseln, ein Gewirr von Seitenarmen und Seen mit unzähligen Wasserpflanzen, tropisch anmutende, lianenreiche Eschen-Balkaneichen-Wälder neben trockenen Steppengebieten.
In einer gemeinsamen Deklaration verpflichteten sich die Regierungen von Rumänien, Bulgarien, Moldawien und der Ukraine am 5. Juni 2000 zum Schutz und zur Renaturierung der Auen entlang der fast 1.000 Kilometer langen Unteren Donau. Dieser vom WWF initiierte „Grüne Korridor“ wurde damit zum größten Schutz- und Renaturierungskomplex Europas.
Einsicht nach Studie
Erste Hilfe nach dem Ende der Diktatur
Seit 1963 waren rund drei Viertel der Auenflächen entlang der Unteren Donau und im Delta trockengelegt worden, um das Land zu „kultivieren“ oder industriell nutzbar zu machen. Doch die vom Strom getrennten Gebiete begannen zu versteppen und zu versalzen. Nach dem Ende der Diktatur in Rumänien im Dezember 1989 konnte mit WWF-Hilfe bereits innerhalb kurzer Zeit eine Menge für die Natur im Donaudelta erreicht werden:
• die Ausweisung als Biosphärenreservat – einschließlich des Lagunenkomplexes Razim-Sinoe von insgesamt 580.000 Hektar (1990),
• die Aufnahme in die Ramsar-Liste der Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung (1990) und
• die Ausweisung eines Teils des Donaudeltas als UNESCO-Welterbe (1992).
Wie sich die Natur erholte
In Zusammenarbeit mit dem Donaudelta-Institut und der Verwaltung des Biosphärenreservats renaturierten Experten des WWF-Auen-Institutes ökologisch wertvolle Gebiete. 1994 wurden die Dämme des Insel-Polders Babina an vier Stellen geöffnet und wieder mit der Donau verbunden. Die Kleinlebewesen des Wassers, Nahrungsgrundlage für Fische, entwickelten sich sehr rasch. Gleich nach der Öffnung nutzten Fische das Gebiet zum Laichen. Fischfressende Vögel wie Pelikane, Kormorane und Seeschwalben stellten sich noch im selben Jahr ein. Typische Wasserpflanzen folgten überraschend schnell. Auch Schilf konnte wieder wachsen. Nach und nach bahnte sich das Flusswasser seine eigenen Wege durch das Gebiet. Bereits nach fünf Jahren war der Lebensraum annähernd standorttypisch. Daraufhin wurden weitere Polder geöffnet, Landschaften geflutet und mit WWF-Hilfe renaturiert.
Eines Tages werden sie erneut ohne große menschliche Eingriffe funktionieren: Und zwar so, dass die Menschen im Delta sie auch wieder naturnah nutzen können – für den Fischfang genauso wie für den Schilfschnitt oder die Landwirtschaft.
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