Das Solarlicht-Projekt des WWF hat das Dorf Iavomanitra mit seinen 240 Häusern völlig verändert: Schulkinder können auch abends Hausaufgaben machen, Erwachsene länger arbeiten oder die neue Abendschule besuchen. Die Solar-Großmütter sind im Dorf jetzt hochgeachtet und inspirieren andere, sich weiter zu bilden. Und: Die Umwelt profitiert. Statt mit Holz zu heizen und zu kochen, gibt es günstigen Solarstrom. Das schont Madagaskars schwindende Regenwälder, weil weniger Holz gerodet wird.
Es ist ein strahlender Erfolg – im wahrsten Sinn. Sieben Großmütter haben Licht in ihr kleines, abgelegenes Dorf im Hochland von Madagaskar gebracht. Sie können weder lesen noch schreiben, trotzdem haben sie ein College besucht und sind jetzt ausgebildete Solartechnikerinnen.
Menschen lernen wie sie ihr Leben verbessern können
Für die 45 Jahre alte Lydia und die sechs anderen Solar-Großmütter war es die Chance ihres Lebens: Sie haben sich mutig in ein Flugzeug gesetzt, sind über den Indischen Ozean geflogen und fern von der Heimat zur Schule gegangen. „Vor drei Jahren wusste ich weder, wo Indien liegt, noch was Sonnenenergie ist“, sagt Lydia. Jetzt ist sie selbstbewusst und stolz. Jetzt hat sie einen Abschluss in angewandter Solartechnik. Dank des Barefoot-Colleges in Indien.
Menschen aus armen Ländern, zwischen 40 und 55 Jahre alt, lernen dort ein halbes Jahr lang Basiswissen zur Solartechnik. Die meisten von ihnen sind Frauen, Analphabetinnen. Der Unterricht ist deshalb in Zeichensprache, mit Puppentheater, Bildern und Farbcodes. Weil die Frauen älter sind und tief verwurzelt in ihrer Heimat, werden sie – so schätzt es das Barefoot-College ein – ihre Dörfer nach der Ausbildung nicht verlassen und ihr Wissen lange nutzen und weitergeben können.
Inzwischen haben alle Haushalte Solarstrom
Per Buschtaxi, im Einbaum und zu Fuß ist die neue, vom WWF bezahlte Solarausrüstung ins Dorf gekommen. Die Solar-Großmütter installierten Batterien, Regulatoren und LED-Leuchten in allen Häusern. „Ein unglaublicher Wandel hat hier stattgefunden“, sagt Voahirana Randriambola, Energieprogrammleiterin beim WWF Madagaskar. „So schnell sind die positiven Auswirkungen unserer Arbeit selten sichtbar.“
Tatsächlich: Wo früher kurz nach Sonnenuntergang Stille herrschte, ist jetzt Trubel. Frauen sitzen um Solarlaternen und flechten Bastmatten, die sie auf dem Markt verkaufen. Kinder lösen im Licht Hausaufgaben. Die Menschen husten weniger, seit keine Petrollämpchen mehr qualmen. Im Gemeindehaus gibt es inzwischen eine Abendschule für Erwachsene. Sie ist Lydias ganzer Stolz. Sie hat keinen Schulabschluss und lernt dort Lesen und Schreiben. Ihre Eltern konnten sich das Schulgeld nicht leisten. Auch Lydia konnte keinem ihrer Kinder lange die Schule bezahlen. „Nun soll es wenigstens meinen Enkeln besser gehen, dafür habe ich ihnen Licht gebracht“, sagt sie.
Ein Barefoot College für Madagaskar
Damit die Großmütter nicht mehr nach Indien reisen müssen, eröffnete der WWF Madagaskar mit Unterstützung seiner Partner im Juli 2019 das erste Barefoot College auf Madagaskar. Es liegt etwa 70 Kilometer südlich der Hauptstadt Antananarivo in der ländlichen Gemeinde Tsiafajavona. Dort können sich Frauen nun zu Solar-Ingenieurinnen ausbilden lassen.
Das Ziel ist: Bis 2030 sollen insgesamt 744 Solar-Ingenieurinnen in Madagaskar Strom in ihre Dörfer bringen. 12 Prozent aller ländlichen Haushalte würden so mit Licht und sauberem Strom versorgt. Das wiederum schont den artenreichen Regenwald von Madagaskar. Dort leben Lemuren und Chamäleons, die man nirgendwo anders findet. Nur: Der Regenwald wird immer weiter abgeholzt – auch für Brennholz. Zugang zu sauberer, erneuerbarer Energie ist deshalb wichtig, um ihn zu retten.
Der WWF begleitet das Solar-Licht-Projekt in lavomanitra weiter, denn es gibt noch weitere positive Effekte: Durch die Ausbildung und ihre neue Rolle werden die Frauen selbstbewusster. Ihr Ansehen in den Dörfern steigt. So findet ein wichtiger und langfristiger Wandel auf ökologischer und sozialer Ebene statt. Die Solar-Großmütter sind zu Schlüsselfiguren für eine bessere Zukunft geworden.
- WWF-Klimarechner