Diese abwechslungsreiche Landschaft bietet Lebensraum für eine große Vielfalt von auentypischen Pflanzen und Tieren. Ziel der WWF-Arbeit hier ist es, diese selten gewordenen Lebensräume zu entwickeln und langfristig zu schützen. Ausgewählte Maßnahmen wie z.B. Deichrückverlegungen schaffen einen durchgehenden Verbund echter, überflutbarer Auenwälder. Auch das Nahebringen der Besonderheit der Elblandschaft und der Begeisterung für diesen Naturraum sind ein großes Anliegen des WWF.
Ein Paradies für Auen
Die Projektregion befindet sich in der naturräumlichen Einheit „Elbe-Mulde-Tiefland“ und umfasst einen der letzten großen, noch weitgehend zusammenhängenden Auenwaldkomplexe Mitteleuropas. Sie ist Teil des Biosphärenreservates Mittelelbe sowie des europäischen Schutzgebiets-Netzwerkes Natura 2000. Das Gartenreich Dessau-Wörlitz, eine Verbindung aus Natur- und Kulturlandschaft, erstreckt sich im östlichen Teil dieses Landschaftsraums. Die Projektregion mit Tätigkeitsschwerpunkt des WWF ist rund 13.000 Hektar groß. Der WWF besitzt hier derzeit ca. 1500 Hektar Flächen und kann so langfristig für die Sicherung und Entwicklung im Sinne des Naturschutzes sorgen.
Die Lebensader der Natur erhalten
Das breite Tal mit Altwässern, Auenwäldern und -wiesen ist die Heimat einer vielfältigen Flora und Fauna, darunter 179 Brutvogel- sowie zahlreiche Bienen- und Schmetterlingsarten.
Lage: Das Biosphärenreservat Mittelelbe liegt in Sachsen-Anhalt zwischen Lutherstadt-Wittenberg im Osten, Magdeburg und Seehausen in Norddeutschland.
Fläche: ca. 1.260 Quadratkilometer
Lebensraum: Zwischen Hartholzauwäldern, Auenwiesen und Altgewässern sind seltene Arten wie der Elbebiber, der Fischadler oder der Heldbockkäfer heimisch.
Bedrohte Arten und Lebensräume an der Mittleren Elbe
Der Elbebiber ist das Symbol- und Charaktertier der Elbauen. Der größte Nager Europas war im 19. Jahrhundert fast ausgerottet. In den Elbauen fand er jedoch einen Rückzugsraum, von dem aus er sich – auch dank des Einsatzes vieler Naturschützer - seine Lebensräume in ganz Deutschland wieder zurückerobern konnte. An der Mittleren Elbe schützen wir seinen Lebensraum und beobachten seine nächtlichen Bauaktivitäten mit Wildtierkameras.
Die hier an der Elbe vorkommenden Auenwälder und -wiesen, Dünenstandorte Flutrinnen und Altwässer, mit ihren Verlandungsstrukturen sind in ihrer Artenzusammensetzung einmalig in Europa. Im WWF Maßnahmengebiet teilt der Elbebiber seinen Lebensraum mit 50 weiteren Säugetierarten. In der vielseitigen Landschaft finden sich über 179 regelmäßig nistenden Vogelarten wie Graureiher, Schwarzstorch oder Rotmilan. Wenigstens 130 Gastvogelarten finden hier im Fauna-Flora-Habitat (FFH) und Vogelschutzgebiet ein reichhaltiges Rast-, Nahrungs- und Überwinterungsgebiet. Auch die Insektenwelt mit über 700 Schmetterlingsarten, 200 Bienenarten und 50 Libellenarten ist sehr vielfältig.
Von den Käfern sind insbesondere der Große Eichenbock (Cerambyx cerdo) und ebenso der Hirschkäfer (Lucanus cervus) zu nennen, die zu den größten Käfern Mitteleuropas gehören und hier ihre letzten Rückzugsräume finden. Das Biosphärenreservat Mittelelbe ist der sachsen-anhaltische Teilbereich des größten deutschen Biosphärenreservates "Flusslandschaft Elbe". Alleine in diesem Teilbereich der Elbauen wachsen über 1000 verschiedene Pflanzen – darunter Wassernuss, Sibirische Schwertlilie und viele Orchideen-Arten.
Trockenheit und Hochwasser
Saisonale Hochwasser sind natürliche Vorgänge an der Elbe. Dabei sind die Auen unabdingbar für die Sicherheit der Menschen, denn sie können Wasser zurückhalten und Flutwellen bremsen. Rund 80 Prozent der Flüsse und Auen in Deutschland sind durch unangepasste Landwirtschaft, durch Gewässerausbau und Gewerbe-, Verkehrs- und Siedlungsentwicklung verbaut, reguliert oder anderweitig verändert. Somit steht der Elbe nur noch etwa 20 Prozent der ehemaligen Überflutungsfläche zur Verfügung. Diese falsche Auennutzung geht zu Lasten der Biodiversität, da gerade Flussauen ein besonders artenreicher Lebensraum für Tiere und Pflanzen ist und auch die unbezahlbaren Ökosystemleistungen der Aue gehen verloren.
Trockene Phasen genießt die Aue ebenso, wie die Hochwässer. Es ist der ständige Wechsel des Wasserstandes der die Vielzahl an ökologischen Nischen dieses Lebensraums ermöglicht, die vorkommenden Arten sind an diesen Wechsel angepasst. Auen sind widerstandsfähige, robuste Ökosysteme. Doch in vielen Bereichen sind die Auen nicht mehr völlig natürlich – auch nicht an der Mittleren Elbe.
Bedrohungen für die Auen
Trotz langjährigen Engagements des WWF an der Mittleren Elbe bestehen noch viele Gefahren für eines der letzten zusammenhängenden Auenwaldkomplexe Mitteleuropas.
Enge Deiche, Flussbegradigungen, Entnahme von Totholz aus Wald und Wasser, Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft und Wilderei bedrohen die Aue. Bei diesen Themen muss immer wieder auf die Bedeutung des Lebensraums Aue aufmerksam gemacht werden.
WWF-Projekte an der Mittleren Elbe
Der WWF leistet mit abgestimmten Projekten einen Beitrag zur Revitalisierung der Auen an der Elbe und den Unterläufen von Mulde und Saale. Durch Kauf von wertvollen Überflutungsflächen können wichtige Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Maßnahmen, wie beispielsweise die Sanierung von Altwässern, Deichrückverlegung oder die Entwicklung von Auenwald helfen, die natürliche Wasserspeicherkapazität der Auen zu nutzen und die einzigartigen Lebensräume der WWF-Region Mittlere Elbe zu erhalten und weiter zu entwickeln.