Seit Generationen haben indigene Völker und lokale Gemeinschaften auf der ganzen Welt einen Großteil der wertvollsten Wälder, Graslandschaften, Savannen, Feuchtgebiete und Ozeane der Welt gepflegt. Über 80 Prozent der verbliebenen Artenvielfalt der Welt befindet sich in den Ländern und Territorien indigener Völker und lokaler Gemeinschaften.

Grupppenfoto © OrgiNations
Grupppenfoto © OrgiNations

Eine der obersten Prioritäten des WWF ist die Unterstützung indigener Völker und lokaler Gemeinschaften zum Schutz ihres Landes und ihrer biologischen Vielfalt vor zerstörerischen Aktivitäten wie Abholzung, Bergbau, industrieller Landwirtschaft und Infrastruktur. "Wir können die Natur nicht schützen, ohne die Rechte der indigenen Völker und ihre Lebensräume anzuerkennen. Wir unterstützen den integrativen Naturschutz voll und ganz". Delfin Ganapin, Leiter der WWF-Governance-Praxis.

  • Indigene Völker (Indigenous Peoples - IP) und lokale Gemeinschaften (local communities - LC) bewirtschaften fast ein Drittel der Wälder im globalen Süden (mehr als das Doppelte der Wälder, die sich in formell geschützten Gebieten befinden) (IPBES, 2019)  
  • Mindestens 3,8 Milliarden Hektar werden de facto von indigenen Völkern und lokalen Gemeinschaften verwaltet, was einem Viertel der Landfläche der Welt entspricht (Garnett et al. 2018) 
  • Die von IP & LC verwalteten Gebiete überschneiden sich mit 40 Prozent aller terrestrischen Schutzgebiete und ökologisch intakten Landschaften (Garnett et al. 2018) 
  • IPs & LCs verwalten weltweit mindestens 293 Millionen Tonnen Kohlenstoff, die in den Bäumen und Böden ihrer Wälder gespeichert sind (17 Prozent des gesamten in den Wäldern der Welt gespeicherten Kohlenstoffs) (RRI, 2018) 
Dayak auf Borneo © Alain Compost / WWF
Dayak auf Borneo © Alain Compost / WWF

''Inklusive Conservation" bedeutet, den Naturschutz durch indigene Völker und lokale Gemeinschaften zu unterstützen, ihnen das Recht zuzugestehen, zu entscheiden, wie sie ihre Territorien verwalten, so dass sie und die Natur davon gleichermaßen profitieren. Der WWF-Ansatz für "Inclusive Conservation" basiert auf vielen eingehenden Untersuchungen, die darauf hinweisen, dass sich Naturschutz und Menschenrechte gegenseitig bedingen: Er stärkt die jeweiligen Interessengruppen und schafft Gerechtigkeit im Rahmen einer nachhaltigen Entwicklung. Darüber hinaus strebt Inclusive Conservation an, konventionelles Schutzgebietsmanagement in integrierte Strategien umzuwandeln, die sowohl die biologische Vielfalt verbessern als auch dem menschlichen Wohlergehen dienlich sind. 

Der WWF versteht Inclusive Conservation als einen menschenrechtsbasierten Ansatz, der diejenigen mit den wenigsten Privilegien und die Interessen aller berücksichtigt, die an den Naturschutzprozessen beteiligt sind. Inclusive Conservation erkennt an, dass es nicht nur EINEN Naturschutz-Weg gibt. Bei diesem Ansatz wird angestrebt, dass Kosten und Nutzen gerecht verteilt sind und Verantwortung, Vertrauen und Solidarität gestärkt werden.

WWF Deutschland

Neun wichtige Grundsätze des Inclusive Conservation-Ansatzes

Das Prinzip des Inclusive Conservation soll einerseits auf kontextualen Erfahrungen basieren, andererseits hat sich gezeigt, dass die erfolgreiche Umsetzung dieses Ansatzes auch von folgenden Prinzipien abhängt:

  • Förderung und Respektieren von Menschenrechten, kulturellen Rechten, von Gleichheit und sozialer Gerechtigkeit
  • Förderung von Gleichstellung und Gleichberechtigung der Geschlechter
  • Fokussierung auf Empowerment, demokratische Eigenverantwortung und Partizipation
  • Umsetzung von Transparenz und Verantwortlichkeit  
  • Respektieren anderer Weltanschauungen und Glaubenssystemen
  • Respektieren von kultureller Governance, Bräuchen und Institutionen
  • Anerkennung der Gleichberechtigung von traditionellem und wissenschaftlichem Wissen
  • Etablierung von einem leicht zugänglichen und unabhängigen Beschwerdemechanismus
  • Stärkung von Solidarität und Partnerschaft

Wie sieht Inclusive Conservation in der Praxis aus?

Viele indigene Völker und lokale Gemeinschaften setzen sich dafür ein, die Kontrolle über das Land ihrer Vorfahren wiederzuerlangen und es effektiv und nachhaltig zu bewirtschaften, zu ihrem eigenen Wohl und dem der Natur. In vielen Ländern arbeitet der WWF mit ihnen zusammen, um die formelle Rückgabe und Anerkennung ihrer Rechte auf Land, Wasser und natürliche Ressourcen zu erreichen und somit die indigene Regierungsführung zu stärken.

In Kolumbien fördert der WWF beispielsweise die friedliche Lösung von Landkonflikten in der Umgebung von Nationalparks, die von bewaffneten Konflikten betroffen sind, indem er die Rechte und die Rolle lokaler Gemeinschaften landloser Kleinbäuer:innen anerkennt und die lokalen Kapazitäten stärkt.

Zudem fokussiert sich der WWF auf die Förderung des politischen Empowerments und unterstützt den Aufbau von Dialogplattformen zur Ausarbeitung von Naturschutzstrategien, die darauf abzielen, lokale Gemeinschaften in die Erhaltung der biologischen Vielfalt einzubeziehen und gleichzeitig ihre Lebensbedingungen zu verbessern.

Projekte in Lateinamerika:

Erkundungsteam der Uru Eu Wau Wau auf dem Jamari Fluss © Marizilda Cruppe / WWF-UK
Brasilien: Indigene Territorien schützen
Der WWF Deutschland stellt sich mit seinem größten Projekt in Südamerika an die Seite der…
Mehr erfahren
Indigene in Peru © Daniel Martínez / WWF-Peru
Peru: Schutz für isoliert lebende Völker
Abgeschieden von der Außenwelt leben sie in den weitgehend unberührten Tiefen des…
Mehr erfahren
Erfolgreiche Unternehmerinnen in Peru © WWF Peru
Peru: Unternehmerinnen des Waldes
Mit mehr als 73 Millionen Hektar Wald steht Peru an weltweit neunter Stelle der Länder mit…
Mehr erfahren
Der Fluss Putumayo in Kolumbien © Joana Toro / WWF-Colombia
Regenwaldschutz am Putumayo
Entlang des Flusses Putumayo will der WWF bis 2013 1,6 Millionen Hektar Regenwald…
Mehr erfahren
Der Nordamazonas ist eine Region der Superlative © Day's Edge Productions
Nord-Amazonas-Region: Lebensader des Amazonas
Die artenreiche Nord-Amazonas-Region muss vor den nahenden Gefahren der Besiedlung und…
Mehr erfahren
Blick auf die Baumkronen in Ecuador © Shutterstock / Dr Morley Read / WWF-Sweden
Ecuador: SACRE - Indigenes Schutzgebiet
SACRE ist eine kleine Sensation und eine große Erfolgsgeschichte für den Naturschutz.…
Mehr erfahren
Achuar-Territorium in Ecuador © WWF Ecuador
Ecuador: Wie der WWF die Achuar unterstützt
Roberto Maldonado, Südamerika-Referent beim WWF Deutschland, berichtet wie der WWF die…
Mehr erfahren
Bunter Algenteppich auf einem Fluss in La Lindosa, Kolumbien @ Louis Barreto
Kolumbien: Frieden stärken
Über einen Zeitraum von mehr als 50 Jahren litt Kolumbien unter dem am längsten…
Mehr erfahren
Porträt von Marisela Silva Parra © Luis Barreto / WWF-UK
Kolumbien: Waldforscherin im Amazonas
Eine der obersten Prioritäten des WWF ist die Unterstützung indigener Völker und lokaler…
Mehr erfahren
Beth Sua Martinez @ WWF
Kolumbien: Beth Sua Carvajal Martinez
Beth Sua Carvajal Martinez ist Projektkoordinatorin für den WWF in Kolumbien. Sie gehört…
Mehr erfahren

Projekte in Asien:

Das "Grüne Dorf" Melemba in Westkalimantan © WWF Indonesia
Chance für Borneo: „Grüne Dörfer“ in…
Es gibt Grund zur Hoffnung für die Wälder und die Artenvielfalt auf Borneo: „Grüne…
Mehr erfahren
Reiter als Botschafter für den Schutz der Schneeleoparden und Saigas © WWF Mongolei
Mongolei: Botschaft vom Steppenreiter
Wie informiert man Hirtenfamilien, die in der Mongolei oft hunderte von Kilometern weit…
Mehr erfahren
Frauen sammeln Feuerholz im Khata-Korridor, ein Tigergebiet in Bardia / Nepal © James Morgan / WWF-US
Wie Menschen und Tiger zusammenleben können
Für die Menschen in den Verbreitungsgebieten bedeuten mehr Tiger oftmals eine…
Mehr erfahren

Projekte in Afrika:

Junge indigene Ba‘Aka © Thomas Nicholon / WWF
Dzanga-Sangha: Bildung, Gesundheit und Radio
Armut lindern, für Gesundheit und Bildung sorgen und so die Lebensbedingungen der Menschen…
Mehr erfahren
Cecile - Jurastudentin in Dzanga Sangha © WWF-CAR
Dzanga-Sangha: Bildung für BaAkas
Der WWF bindet in Dzanga-Sangha auch die indigene und lokale Bevölkerung in die…
Mehr erfahren
Prisca Bougoe bereitet im Wald eine Falle vor © Andy Isaacson / WWF-US
Dzanga-Sangha: Kultur & Menschenrechte
Die indigenen BaAka repräsentieren etwa ein Drittel der Bevölkerung innerhalb von…
Mehr erfahren
Marlyse Bebeguewa in Lobéké © WWF
Lobeke: Leben für den Urwald
Marlyse Bebeguewas hat einen außergewöhnlichen Beruf: Sie leitet Erkundungsmissionen durch…
Mehr erfahren
Feigenbaum im Regenwald, Kamerun © Martin Harvey / WWF
Lobeke: Nutzungsrechte für Indigene
Im Lobéké Nationalpark in Kamerun haben die indigenen Baka jetzt vertraglich Zugang zu den…
Mehr erfahren
Sapelli in der Nutzung © Fabien Moustard / UCL
Lobeke: Eine App für die Rechte der Baka
ExCiteS & Sapelli: Ein innovatives elektronisches Tool hilft den Baka, ihr verbrieftes…
Mehr erfahren
Bekalikali bai Salonga Nationalpark © Karine Aigner WWF US
Salonga: Support to community forestry (EN)
A team from the SNP has just completed a mission to support six communities.
Mehr erfahren
Baka-Fischer © Olivier Van Bogaert / WWF
Kongo-Becken: Arbeit für die BaAka und Baka
Das indigene Volk der BaAka lebt in den Regenwäldern des Kongobeckens. Der WWF hat…
Mehr erfahren
Die Bäuerin Maureen Mbao © WWF
KAZA: Nachhaltige Landwirtschaft in Sambia
In einer ökologisch bedeutenden Region in Sambia hilft der WWF Kleinbauern, um die Natur…
Mehr erfahren
Ein Dorfgarten im afrikanischen Sambia © Gareth Bentley / WWF-US
KAZA: Nachhaltiger Ackerbau
Nachhaltiger Ackerbau und ein Anti-Wilderei-Projekt sollen helfen, die natürlichen…
Mehr erfahren
Mbuche in der Baumschule © Alex Kubasu / WWF Kenia
Kenia: Wiederherstellung von Wäldern
Es ist vor allem die hohe Dichte verschiedener Arten, die Kenias Küstenwälder zu etwas…
Mehr erfahren
Luftaufnahme während der Trockenheit in Nairobi/ Kenia © Michael Poliza / WWF
Südliches Afrika: Klimawandelanpassung
In vielen Regionen Afrikas zeigen sich die Auswirkungen der Klimakatastrophe schon jetzt…
Mehr erfahren

Weitere Informationen

  • Kanu © Brent Stirton / Getty Images / WWF Naturschutz und menschenrechtliche Sorgfalt

    Weitere Informationen über unsere Menschenrechtsarbeit, unseren jährlichen Bericht und die Zusammenarbeit mit dem Team von Markus Löning. Weiterlesen...

  • Tomatenanbau in Nepal © Karine Aigner / WWF-US Der ganze Bericht

    Den Bericht der unabhängigen Kommission finden Sie hier. Zu panda.org

  • Titel des Human Rights and The Environment Report 2022 © wwf "Human Rights and The Environment Report 2022"

    Embedding human rights in nature conservation: From intent to action. Year 2 Implementation Update. Report herunterladen...