In riesigen Monokulturen wachsen vor allem Soja, Mais, Baumwolle und Raps. Oft fallen dabei Regionen zum Opfer, die zu den artenreichsten in der Welt zählen. Regenwälder, Savannen oder wertvolles Weideland müssen nur einer Handvoll von Sorten – meist gentechnisch verändert – weichen. Zudem besteht die Sorge, dass die Eigenschaften gentechnisch veränderter Pflanzen durch Pollenflug auf nahe verwandte Wildarten übertragen werden könnten und diese ebenfalls Resistenzen ausbilden. Welche Folgen das für die biologische Vielfalt haben könnte, weiß bislang niemand genau. Daher vertritt der WWF folgende Position:
Die Gentechnik hält seit über einem Jahrzehnt Einzug in der Landwirtschaft. Immer mehr Länder weltweit bauen auf immer größeren Flächen Pflanzen an, deren Erbgut gentechnisch verändert wurde: maßgeschneiderte Nutzpflanzen, die resistent sein sollen gegen Schädlinge oder Herbizide. Dadurch brächten sie bessere Erträge, argumentieren ihre Hersteller.
WWF lehnt Gentechnik ab
Der Einsatz gentechnisch veränderter Organismen wird vom WWF weltweit weder befördert noch unterstützt. Der WWF setzt sich stattdessen für den Erhalt von gentechnikfreien Optionen für alle Agrargüter ein und fordert die Anwendung des Vorsorgeprinzips, wo immer auf der Welt gentechnisch veränderte Organismen eingeführt werden sollen. Aus diesem Prinzip heraus lehnt der WWF Deutschland gentechnisch veränderte Organismen in Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei ab, solange Schäden für Natur und Mensch nicht ausgeschlossen werden können.
Was sind GVO?
Ob Mensch, Maus oder Maispflanze - jedes Lebewesen besitzt spezifische Eigenschaften. Die stecken ihnen gewissermaßen in den Genen. Verändern Forscher mittels Gentechnik bestimmte Erbanlagen, entstehen Organismen, wie sie die Natur vermutlich nie hervorgebracht hätte. So keimen etwa Ackerpflanzen, die Erbgut von Bakterien in sich tragen. Derartige Schöpfungen, die mit konventioneller Züchtung nichts mehr gemein haben, werden als transgene oder gentechnisch veränderte Organismen (GVO) bezeichnet. Bestimmte Merkmale neuer Sorten von Nutzpflanzen sind von besonderem Interesse für viele Wissenschaftler: Die Sorten sollen widerstandsfähiger sein gegen schädliche Insekten, unempfindlich auf Herbizide reagieren oder Resistenzen gegen Viren sowie Pilze entwickeln.
Welchen Nutzen sollen GVO bringen?
Sojapflanzen etwa werden mit einem Gen ausgestattet, das sie gegen den Wirkstoff Glyphosat im Pflanzengift Roundup resistent macht. Spritzt der Landwirt dieses so genannte Breitbandherbizid, geht jedes Unkraut ein, die Soja bleibt unversehrt. Gegen die Larven von Maiszünsler und Kapselbohrer werden Bt-Mais und Bt-Baumwolle eingesetzt. Benannt nach dem Bodenbakterium Bacillus thuringiensis, wurde dieser Mais- bzw. Baumwollsorte ein Bakterien-Gen ins Erbgut geschleust. Die Pflanzen produzieren nun ein für Fraßinsekten giftiges Protein. Frisst der Ernteschädling an Maisstängel oder Baumwollblüte, stirbt er.
Was versprechen die Hersteller und was ist dran?
Maßgeschneiderte Nutzpflanzen, denen kein Schädling gefährlich wird? Das klingt perfekt und ist angeblich umweltfreundlicher, wie viele GVO-Hersteller behaupten. Statt mehrmals im Jahr verschiedene Pflanzengifte zu spritzen, müssten die Bauern beispielsweise die herbizidresistente Sojavariante "Roundup Ready" nur noch mit einem einzigen Breitbandherbizid behandeln. Schädlingsresistenter Bt-Mais müsse gar nicht mehr gespritzt werden. Das spare Zeit und Geld und trage zur Ernährung für die wachsende Weltbevölkerung, vor allem in Entwicklungsländern, bei.
Statt mit ihnen den Hunger in der Welt zu bekämpfen, wachsen viele GV-Pflanzen vor allem, um sie zu Tierfutter zu verarbeiten und auf die Weise den steigenden Bedarf an Billig-Fleisch in Industrie- und Schwellenländern zu decken. Für die Hersteller erweist sich das Geschäft mit der Grünen Gentechnik einträglich: Sie verkaufen den Bauern patentiertes Saatgut gleich mit dazugehörigem Pflanzenschutzmittel. Zusätzlich zum Verkaufserlös verdienen sie an den Lizenzgebühren. Den Weltmarkt dominiert dabei eine Handvoll Großkonzerne.
Zudem weisen Untersuchungen darauf hin, dass Gentechnik keineswegs automatisch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduziert. Denn die Spritzmenge muss auf die Anbaupflanze, den Unkrautbefall des Ackers und die Herbizidart abgestimmt werden. Viele Schädlinge erweisen sich außerdem robuster als erwartet, bilden Resistenzen aus und widerstehen den Giftduschen. Folglich spritzen die Bauern immer mehr Toxine.
Wo werden GVO angebaut?
Den Anfang machten im Jahr 1996 die USA, wo die ersten Hektar mit Gentech Pflanzen bewirtschaftet wurden. Rasch folgten weitere Länder, vor allem Brasilien, Argentinien, Indien, Kanada und China. Mittlerweile gehören sie zu den Hauptlieferanten von GVO. Heute sind es 29 Länder, in denen gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut werden. Dabei dominieren vier Pflanzenarten den Markt: Soja, Mais, Baumwolle und Raps, größtenteils verarbeitet zu Tierfutter, Nahrungsmittelzusätzen und Textilien.
Die Flächen wachsen rasant, vor allem in den Entwicklungs- und Schwellenländern: Brasilien liegt dabei ganz vorn. Während das Land vor zehn Jahren 3,6 Millionen Hektar mit Gentech-Soja bewirtschaftete, bestellt es heute etwa 17 Millionen Hektar. Brasilien ist nach den USA der zweitgrößte Sojaproduzent. Dabei entfallen mittlerweile fast 80 Prozent der weltweiten Sojaproduktion auf transgene Sorten. In Argentinien ist dadurch der konventionelle Sojaanbau nahezu vollständig zusammengebrochen.
Die EU und Deutschland zeigen wenig Interesse
Während das Geschäft mit der Gentechnik vor allem in den USA, Lateinamerika und Fernost boomt, fällt der Anbau in Europa kaum ins Gewicht. Auch Deutschland zeigt wenig Interesse. Gentechnik findet hierzulande nur noch im Labor statt. Nach langen Jahren des Protestes darf derzeit im Freiland keine GV-Pflanze mehr wachsen, die kommerziell genutzt wird. Sogar Äcker, auf denen Spuren von Gentechnik, etwa im Saatgut entdeckt werden, muss der betroffene Bauer laut Gesetz umpflügen. Ob dies künftig so bleibt, hängt wesentlich von der öffentlichen Meinung und den Verbrauchern ab. Innerhalb der EU produziert nur noch Spanien Gentech-Pflanzen in nennenswerten Mengen. Transgener Mais wächst dort auf rund 100.000 Hektar.
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