Damit Wasserstoff wirklich einen Beitrag zum Klimaschutz leistet, ist es wichtig, dass der Ausbau erneuerbarer Energien im In- und Ausland schnellstmöglich voranschreitet. Die Bundesregierung muss den Ausbau hierzulande endlich wieder entschieden vorantreiben. Damit einhergehend muss sichergestellt sein, dass Wasserstoff und seine Folgeprodukte unter der Verwendung 100 Prozent erneuerbaren Stroms hergestellt werden. Genauso wichtig ist es, dass vorausschauend auch der Ausbau des Strom- und Gasnetzes geplant und konsequent an der Weiterentwicklung der Wasserstoff-Technologien gearbeitet wird.
Deutschland hat sich durch die Ratifizierung des Pariser Klimaabkommens dazu verpflichtet, seinen Beitrag zur Begrenzung der Erderhitzung auf möglichst 1,5 Grad zu leisten – und bis spätestens 2045 klimaneutral zu wirtschaften. Die Dekarbonisierung der Industrie stellt eine der Hauptaufgaben dar. Die Einrichtung einer grünen Wasserstoffwirtschaft ist dafür zentral. Wie hoch der Beitrag von Wasserstoff zur Erreichung der Klimaneutralität in den nächsten Jahrzehnten sein wird, werden durch die Entscheidungen und Weichenstellungen in diesem Jahrzehnt bestimmt. Die Produktion und der Import von Wasserstoff sowie die Nutzung des Energieträgers sind hochpolitisch diskutierte Themen.
Aus Sicht des WWF sind folgende Grundsätze wesentlich, um die Ausgestaltung der Wasserstoffwirtschaft auf eine klima- und naturfreundliche Art und Weise voranzubringen:
- Nur grüner Wasserstoff ist wirklich langfristig klimafreundlich. Der Hochlauf von grünem Wasserstoff muss jetzt erfolgen – dabei hat der Ausbau der Erneuerbaren Energien höchste Priorität.
- Die Verwendung von Wasserstoff darf nur in Anwendungen erfolgen, in denen keine sinnvollen Alternativen (z.B. Direktelektrifizierung) vorhanden sind und ein hohes THG-Minderungspotenzial besteht. Es muss gelten: Efficiency First.
- Bei der Produktion von Wasserstoff müssen neben wirtschaftlichen auch umfassende klimaschutzrelevante, ökologische und soziale Nachhaltigkeitskriterien angewendet werden.
- Langfristverträge für den Wasserstoffbezug, sogenannte Hydrogen Purchase Agreements, sollten national, europäisch und international zur langfristigen Absicherung von Lieferung und Preisstabilität eingeführt werden.
- Öffentliche Mittel dürfen nicht in die Subventionierung von blauem Wasserstoff fließen, da sonst Lock-In Effekte bis weit über 2030 hinaus entstehen könnten.
- Umfassende Klimaschutzkriterien im grünen Beschaffungswesen (Green Public Procurement) sollten zur Erhöhung der Nachfrage nach grünem Wasserstoff eingeführt werden.
- Die Netz- und Infrastrukturplanung muss auf klimagerechte Investitionen in der Infrastruktur und die Vermeidung von Stranded Assets, das sind Vermögenswerte, die noch vor Ende ihrer geplanten wirtschaftlichen Nutzungsdauer ihren Wert verlieren, ausgerichtet werden.