Die nördlichen Wälder Myanmars sind eine der letzten Hochburgen für Tiger in dem früher Burma genannten Land. Nach dem Militärcoup im Februar 2021 sind die Aktivitäten für den Tigerschutz dort allerdings stark zurückgegangen. In vielen Teilen des Landes herrscht Bürgerkrieg. Wir müssen unsere Schutzarbeit in Myanmar trotzdem dringend fortsetzen. Die Aufnahmen aus den Kamerafallen zeigen, wie sinnvoll und notwendig das ist und sind das beste Argument, dass sich Tigerschutz dort lohnt.
Aktuelle Aufnahmen aus Kamerafallen in den Wäldern Nordmyanmars zeigen eine kleine Sensation: Erstmals seit sechs Jahren konnte Anfang 2024 in der Region wieder ein Tiger nachgewiesen werden! Deutlich ist er auf den Bildern zu erkennen. Doch die angespannte politische Lage in dem südostasiatischen Land macht jegliche Schutzarbeit schwierig. Deshalb unterstützt der WWF lokale Gemeinden, die sich für den Tigerschutz einsetzen.
Tigerschutz gemeinsam mit der Bevölkerung
Der WWF arbeitet nun eng mit zwölf Gemeinden im Norden Myanmars zusammen, um die gefährdeten Tiger ungeachtet der schwierigen Bedingungen zu schützen. Die Gemeindemitglieder werden gezielt geschult, um die Tiger und ihre Beutetiere zu überwachen. Von Oktober 2023 bis Februar 2024 stellten sie dafür Kamerafallen auf. „Als wir die Ergebnisse sahen, waren wir begeistert“, so Südostasien-Referentin Susanne Gotthardt vom WWF Deutschland. „Es gab nicht nur viele Aufnahmen von Beutetieren, sondern es ist tatsächlich auch ein Tiger in die Kamerafalle getappt“. Das ist der erste Nachweis der Art in der Region seit 2018!
Überwachung und Schutz der Tiger in Nordmyanmar
Der WWF unterstützt die Gemeinden und eine lokale Naturschutzorganisation im Norden Myanmars bei der Untersuchung und Auswertung der Bestände und Bewegungsmuster von Tigern und anderen Arten. Darüber hinaus müssen jedoch die Wilderei, der illegale Wildtierhandel und die Handelsrouten der Region genauer erforscht und verstanden werden, um sie zu bekämpfen.
Zusätzlich zu den Kamerafallen schulen wir deshalb Monitoringteams der lokalen Naturschutzorganisation. „Trotz der schwierigen politischen Lage ist Naturschutz wichtig in Myanmar“, sagt Susanne Gotthardt vom WWF. „Denn gerade jetzt sind die Menschen auf intakte, natürliche Ressourcen angewiesen.“
„Trotz der schwierigen politischen Lage ist Naturschutz wichtig in Myanmar.“
Existenz indigener Familien sichern
Die indigenen Gemeinschaften Myanmars sind in hohem Maße von natürlichen Ressourcen abhängig. Dazu gehört zum Beispiel die Jagd auf Wildtiere zur Selbstversorgung. Wollen wir die biologische Vielfalt und die verbliebenen Lebensräume erhalten, müssen wir die lokalen Lebensbedingungen verbessern und die Bevölkerung darin unterstützen, sich nachhaltige Existenzgrundlagen zu schaffen.
Wir untersuchen die Rahmenbedingungen und Möglichkeiten vor Ort. Zusammen mit den indigenen Gemeinden werden wir zunächst Pilotprojekte erproben, um die Ernährungssicherheit zu erhöhen und kleine, nachhaltige Unternehmen zu gründen. Dies ist ein wichtiger Anfang – der Neubeginn der Natur- und Tigerschutzarbeit im Norden Myanmars.
Heimat für über 23 weltweit bedrohte Arten
Die nördlichen Wälder Myanmars an der Grenze zu Indien bieten nicht nur den letzten Tigern des Landes ein wichtiges Zuhause und sollen Wanderungen der Großkatzen aus dem Nachbarland sicher ermöglichen. In der wertvollen Ökoregion leben außerdem über 23 weitere, weltweit bedrohte Arten wie Asiatische Elefanten, Goldkatzen und Nebelparder.
Wir unterstützen die Menschen vor Ort, die entstandenen Lücken in der Naturschutzarbeit zu schließen und die wichtigen Wälder und ihre Arten zu erhalten. Langfristig wollen wir diese Arbeit durch die Einrichtung von Gemeindewäldern und Gemeindeschutzgebieten ergänzen. Die erste Sichtung eines Tigers seit sechs Jahren ist Bestätigung und Ansporn zugleich.
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