Ein Sumatra-Nashorn bekommt man nur selten zu Gesicht: Die Tiere sind sehr scheu und sie bewohnen dichte, tropische Regenwälder. Dabei bevorzugen sie hügelige Gebiete in der Nähe von Wasserquellen. Und sie sind sehr selten geworden. Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet reichte vom Fuß des Himalajas in Bhutan und dem Osten Indiens über Bangladesch, Myanmar, Thailand bis auf die Malaiische Halbinsel und die Inseln Sumatra und Borneo. Heute kommt das kleinste Nashorn der Welt nur in weit voneinander entfernten Gebieten auf der Insel Sumatra in Indonesien vor. Gerüchten und einzelnen Berichten der lokalen Bevölkerung zufolge gibt es Sumatra-Nashörner vereinzelt auch noch auf Kalimantan, dem indonesischen Teil der Insel Borneo.
Von den existierenden fünf Nashornarten, sind in Asien drei vertreten: das Sumatra-Nashorn, das Java-Nashorn und das Indische Panzernashorn.
Gute und schlechte Nachrichten für Asiens Nashörner
Die aktuellen Bestandszahlen, die die Weltnaturschutzunion IUCN am 22.08.2022 veröffentlicht hat, bedeuten gute und schlechte Nachrichten für die Asiatischen Nashörner. Besonders beim Sumatra-Nashorn ist die Situation dramatisch: Die IUCN geht davon aus, dass es nur noch weniger als 50 Tiere gibt – und das bei einem jährlichen Rückgang von 13 Prozent zwischen 2017 und 2021. Auch beim Java-Nashorn ist die Situation dramatisch. Derzeitige Schätzungen reichen von 36 bis 78 Tieren in nur einem einzigen Habitat auf der Insel Java. Im Jahr 2024 wurde bekannt, dass dort ein Wildereiproblem herrschte, und 26 Tiere in fünf Jahren getötet wurden. Erfreulich ist die Entwicklung beim Panzernashorn, hier meldet die IUCN jährliche Zuwächse von 3,7 Prozent mehr als 4.000 Tiere leben nun wieder in Indien und Nepal.
Der kleinste Vertreter der Familie: Das Sumatra-Nashorn
Die Gesamtpopulation des Sumatra-Nashorns ist in den vergangenen 30 Jahren um mindestens 80 Prozent zurückgegangen. Ausmaß und Geschwindigkeit der Populationsreduktion sowie die starke Fragementierung der Population haben dafür gesorgt, dass das Sumatra-Nashorn das wohl am stärksten bedrohte große Säugetier der Erde ist. Viele Jahrhunderte der Überjagung sowie der Verlust von Lebensräumen haben dafür gesorgt, dass es heute schätzungsweise nur noch weniger als 50 Tiere (IUCN, 2022) gibt.
Auf Sumatra sind die drei Hauptbedrohungsfaktoren die geringen Populationsdichte, menschliche Störungen und Wilderei. Die Art ist dermaßen reduziert, dass es an jedem Ort, an dem die Art noch überlebt hat, nur noch sehr wenige Exemplare gibt.
Neben der Ausweitung und Verstärkung der Programme zur Bekämpfung der Wilderei, hat die Ausweitung des derzeitigen Zuchtprogramms in Gefangenschaft die oberste Priorität, wenn diese Art überleben soll. Dabei gibt es laufende Bemühungen, die Kapazität für die kontrollierte Zucht in Indonesien weiter auszubauen und die Indonesische Regierung hat den Sumatra-Nashorn-Rettungsplan entwickelt. In den vergangenen Jahren gab es einzelne kleine Fortschritte, wie der Fang und die Überstellung einer Nashorndame auf Kalimantan in ein neu gebautes Schutzzentrum oder die erfolgreiche Geburt in dem existierenden Zuchtprogramm im Way Kambas-Nationapark im Frühjahr 2022. Um diesen Rettungsplan erfolgreich umzusetzen, plant die Regierung, das Way Kambas Sumatra Rhino Sanctuary zu erweitern und ein weiteres Zentrum für die Zucht in Gefangenschaft in Leuser zu bauen und einzurichten. Außerdem kooperiert die indonesische Regierung mit dem Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) des Leibnitz Instituts in Berlin zu neuen Methoden und Technologien zur künstlichen Befruchtung, um die Geburtenrate zu erhöhen.
Eines der seltensten Großsäugetiere: Das Java-Nashorn
Das Java-Nashorn war einst in weiten Teilen Südostasiens verbreitet. Heute kommt die Art nur noch im Westen der Insel Java, im Ujung-Kulon-Nationalpark, in Indonesien vor. Früher bewohnte die Art offene Mischwälder und Grasland auf hohen Bergen. Heute kommen die Tiere vor allem in tropischen Tiefland-Regenwaldgebieten vor. Bedrohungen sind neben dem Lebensraumverlust, vor allem auch die Wilderei. Anfang 2024 wurde ein internationaler Wildtierkriminalitätsring in dieser Gegend aufgedeckt, der zugegeben hat, in fünf Jahren etwa 26 Tiere gewildert zu haben und das Horn nach China verkauft zu haben. Das würde bedeuten, dass ein Drittel bis sogar die Hälfte der geschätzten existierenden Population der Wilderei zum Opfer gefallen ist.
Weil Java-Nashörner so selten sind, ist nur wenig über ihren bevorzugten Lebensraum bekannt. Man geht deshalb davon aus, dass ihr heutiger Lebensraum möglicherweise nicht optimal für die Art ist.
Der letzte verfügbare Lebensraum der Java-Nashörner ist durch zwei Faktoren begrenzt: die Bedrohung durch menschliches Vordringen in Schutzgebiete und die Vorherrschaft einer Palmenart (Arenga obtusifolia), die lokal als „Langkap“ bekannt ist. Die Arenga-Palme dominiert das Blätterdach des Waldes und hemmt damit das Wachstum der Nahrungspflanzen der Nashörner. In Gebieten, in denen überwiegend Arenga-Palmen vorkommen, kann kaum etwas anderes gedeihen. Derzeit wächst die Palme auf etwa 60 Prozent der Fläche des Ujung-Kulon-Nationalparks. Eine Strategie im Aktionsplan für den Erhalt der Nashörner in Indonesien sieht vor, die natürliche Waldvegetation mit Hilfe von Pflanzungen wiederherzustellen und eine kontrollierte Brandrodung in ausgewiesenen Waldgebieten, um die Regeneration der Nashorn-Futterpflanzen zu fördern.
Weil die gesamte Population des Java-Nashorns derzeit auf einen einzigen Lebensraum konzentriert ist, erhöht sich das Risiko einer Populationsdezimierung durch Krankheit oder Naturkatastrophen ungemein. Die Küste des Ujung-Kulon-Nationalparks ist von Tsunamis bedroht und ein Ausbruch des benachbarten „Anak Krakatau“-Vulkans könnte ebenfalls eine Katastrophe für die Nashörner bedeuten. Deswegen tauscht sich die indonesische Regierung derzeit mit verschieden nationalen Naturschutzorganisationen darüber aus, wo man für Java-Nashörner einen zweiten Lebensraum einrichten könnte, um das Risiko zu verringern, die Art durch Krankheit oder Naturkatastrophen zu verlieren.
Schutz war die Rettung: Das Indische Panzernashorn
In den frühen 1900er Jahren galt die größte unter den drei asiatischen Nashorn-Arten als fast ausgerottet. Einst waren die Panzernashörner im gesamten nördlichen Teil des indischen Subkontinents weit verbreitet, doch ihre Bestände gingen stark zurück, da sie als Freizeitvergnügen gejagt oder als „landwirtschaftliche Schädlinge“ getötet wurden. Auf dem Tiefpunkt dieser Entwicklung wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur noch 200 Tiere in der Wildnis gezählt. Eine Umkehr der Regierungspolitik war die letzte Rettung für die verbleibenden Populationen.
Die Erholung der Population ist wohl einer der größten Naturschutzerfolge des Artenschutzes in Asien. Durch strengen Schutz und gutes Management gelang es in Nepal und Indien, die Population wieder auf aktuell mehr als 4.000 Tiere zu erhöhen. Dennoch ist die Wilderei auch hier eine ständige Bedrohung geblieben. Das Horn der Tiere wird in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet. Schutzmaßnahmen, wie etwa zur Bekämpfung der Wilderei sowie eine Erhöhung der Strafen und Geldbußen für Wilderer, werden deshalb weiterhin konsequent umgesetzt.
Gleichzeitig hat sich der Lebensraum der Tiere verkleinert und die Populationen leben teils isoliert ohne entsprechende Korridore in einigen wenigen Schutzgebieten. Das hauptsächliche Vorkommen der Nashorn-Populationen beschränkt sich noch immer auf zwei Kerngebiete, die 80 Prozent des gesamten Bestands beherbergen – den Kaziranga-Nationalpark in Indien (mehr als 2.600 Tiere) und den Chitwan-Nationalpark in Nepal (nahezu 700 Tiere).
Korridore für Nashörner
Die Qualität der Lebensärume der Panzernashörner ist stark beeinträchtigt. Vor allem Graslandschaften in Schwemmgebieten sind massiv degradiert. Dies ist zum einen auf das starke Eindringen fremder Pflanzen in das Grasland zurückzuführen und zum anderen auf die Zunahme der Beweidung, auf landwirtschaftliche Aktivität und auch auf den Siedlungsausbau in den letzten verbliebenen Lebensräumen.
Durch den effizienten Schutz der Tiere bei gleichzeitiger Lebensraumverkleinerung kommt es unweigerlich zu vermehrten Mensch-Wildtier-Konflikten: die Nashörner verlassen auf der Suche nach neuen Lebensräumen die Schutzgebiete und der Mensch dringt gleichzeitig immer weiter in ihren Lebensraum vor.
Um neue Populationen zu gründen und schwächelnde Populationen zu stärken, sind Umsiedlungen eine wichtige Erhaltungsmaßnahme. Regelmäßig werden Tiere von den beiden Kerngebieten in der Terai Arc-Landschaft und aus dem Bundesstaat Assam in andere Schutzgebiete gebracht, um dort ebenfalls wichtige Populationen aufzubauen und das Risiko von Inzucht zu verringern und die genetische Vielfalt zu erhöhen.
In Nepal und Indien setzt sich der WWF Deutschland für den Erhalt von Korridoren und nachhaltiges Pufferzonenmanagement von Nashorn-Lebensraum ein. In Indonesien ist der WWF zurzeit nicht in Nashornschutzmaßnahmen involviert.
- Panzernashorn auf der Reise in die neue Heimat
- Nashörner: Überlebende der Urzeit in Gefahr