Sie sind so skurril wie niedlich und perfekt daran angepasst, sich hängen zu lassen. Doch sind sie wirklich faul? Gab es Faultiere schon in der Eiszeit? Und wie lange wird es sie noch geben?
Faultiere gibt es schon sehr lange. Erste eindeutige Fossilfunde stammen aus einem Erdzeitalter vor etwa 30 Millionen Jahren, dem Oligozän. Auch vor 20.000 Jahren – dem Zeitalter des Films "Ice Age" – lebten Faultiere auf der Erde. Darunter Riesenfaultiere wie das Megatherium americanum: Sie wurden so groß wie Elefanten.
Sind Faultiere faul?
Zu den Faultieren von heute: Tatsächlich sind Faultiere sehr, sehrlangsam. Ihre Bewegungen erscheinen wie in Zeitlupe. Wenn sie durch die Bäume hangeln, sind sie mit Geschwindigkeiten von acht bis zehn Metern pro Minute unterwegs – am Boden noch langsamer. Die meiste Zeit bewegen sich Faultiere überhaupt nicht. Denn sie schlafen bis zu Dreiviertel des Tages. Doch obwohl auch ihr englischer Name sloth übersetzt Trägheit oder Faulheit bedeutet: Was in unserer hektischen Welt faul erscheinen mag, ist eigentlich eine Maßnahme zur Einsparung von Energie und eine gute Tarnstrategie.
Die Nahrung passt zur Lebensweise – oder umgekehrt
Faultiere leben in den Baumkronen der tropischen Regenwälder von Mittelamerika bis zum südlichen Brasilienund hangeln sie sich an ihren Hakenklauen durch das Geäst. Dabei baumelt ihnen ihre Nahrung bequemerweise oft direkt ins Maul: Faultiere fressen hauptsächlich Blätter, je nach Art manchmal auch Blüten und Früchte oder sogar Eier und kleine Tiere. Die Blätter wachsen in ausreichender Menge um sie herum, so dass Faultiere die Bäume kaum verlassen müssen. Allerdings sind Blätter nicht besonders nahrhaft. Ein Tier, das sich fast ausschließlich davon ernährt, muss mit seiner Energie haushalten.
Nur einmal pro Woche aufs Klo
Faultiere haben einen der langsamsten Stoffwechsel aller Säugetiere. Zum Verdauen ihrer faserigen Nahrung brauchen sie bis zu einer Woche. Und Faultiere müssen sich auch nur etwa einmal pro Woche entleeren. Dies wiederum schützt vor Feinden. Denn zum Kotabsetzen und Urinieren verlassen die meisten Faultiere den Baum. Ihr „Geschäft“ erledigen sie am Boden. Hier aber sind sie noch langsamer, kommen nur mühsam voran und bräuchten für 100 Meter etwa eine halbe Stunde. Das macht sie zur leichten Beute für Räuber wie den Jaguar.
Im Baum kann sich das Faultier mit seinen Krallen und Eckzähnen besser wehren – und wird durch seine langsamen Bewegungen und die Tarnfarbe sowieso meist erst gar nicht entdeckt.
Faultiere: Ans Abhängen angepasst
Die langen, gebogenen Krallen ihrer Vorderpfoten geben Faultieren Halt im Baum und lassen sie Zweige und Blätter zu sich heranziehen. Die Anzahl dieser Krallen und Finger an den Vorderpfoten unterscheidet die beiden Faultiergattungen, Zweifingerfaultiere und Dreifingerfaultiere. An ihren Hinterpfoten haben alle Faultiere drei Zehen.
Dreifinger-Faultiere haben ein bis zwei Halswirbel mehr als die meisten anderen Säugetiere. Dadurch können sie ihren Kopf um 270 Grad vor und zurück, sowie um 330 Grad von links nach rechts drehen, um auch Blätter hinter sich bequem abzuzupfen. Die inneren Organe wie Magen und Leber sind verschoben und mit den Rippen verbunden, um beim Abhängen nicht auf die Lunge zu drücken. Auch der Scheitel des langen Felles verläuft bei Faultieren im Gegensatz zu anderen Säugetieren am Bauch. Dadurch kann das Regenwasser besser abfließen. Im dichten Fell selbst wachsen Grünalgen, die den Faultieren zu einer guten Tarnung und Nahrungsergänzung verhelfen. So perfekt Faultiere an ihr Leben im Baum angepasst sind und so sehr sie den Boden als schutzlose Zone meiden, sind sie im Wasser aber auch erstaunlich gute Schwimmer.
Mehr Magen als Muskelmasse
Faultiere benötigen und haben weniger Muskelmasse als andere Säugetiere. Dafür macht ihr gefüllter Magen fast ein Drittel des Körpergewichtes aus. Schließlich muss er sehr viel der energiearmen Nahrung aufnehmen. Insgesamt wiegt ein ausgewachsenes Faultier je nach Art drei bis elf Kilogramm, wird zwischen 50 und 90 Zentimeter groß und in freier Wildbahn bis zu 15 Jahre oder noch älter. Die nächsten Verwandten der Faultiere sind übrigens Ameisenbären und Gürteltiere. Auch nicht gerade schnell, aber doch nicht so langsam wie die Faultiere.
Faultierbabys: Zweifelhafter Selfie-Hit
Ein Faultierweibchen bringt meist einmal im Jahr ein einzelnes Jungtier zur Welt. Im Baum hängend, versteht sich. Das Faultierbaby klammert sich auf der Bauchseite an die Mutter, bis es selbstständig ist. In zahlreichen Youtube-Videos sorgen die niedlichen Jungtiere genau wie erwachsene Faultiere für teils zweifelhafte Unterhaltung. Vor allem, wenn nicht ersichtlich wird, ob die Tiere nicht illegal gefangen worden sind. Ihr Unwohlsein merkt man den Faultieren nämlich nicht so leicht an.
Auch Selfies mit Faultieren kursieren im Netz zuhauf und auch hier steckt häufig illegaler Handel dahinter: Wild-gefangene Tiere, vor allem Jungtiere, werden als Haustiere oder Touristenmagnet verkauft. So verlockend ein niedliches Faultier-Selfie erscheinen mag – derartige Angebote sollte man dringend ablehnen. Faultiere sind in einem intakten Wald am Baum hängend deutlich besser aufgehoben als am Hals oder auf dem Arm eines Menschen.
Baum-Bewohner braucht den Wald
Auch wenn bis heute die meisten Faultierarten nicht vom Aussterben bedroht sind: Die immensen Rodungen der tropischen Regenwälder verschlingen ihren Lebensraum. Populationen werden in einzelnen Waldabschnitten isoliert, Faultiere auf neu gebauten Straßen überfahren. Zwei Arten des Dreifingerfaultiers gelten als gefährdet: das in Brasilien heimische Kragenfaultier und das Zwergfaultier, das nur auf einer kleinen Insel vor Panama vorkommt. So schnell, wie der Wald schwindet, kann das Faultier nicht weglaufen.
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