Der Persische Leopard (Panthera pardus tulliana) ist eine Unterart des Leoparden. Innerhalb ihres Verbreitungsgebietes kommen sie in einer Vielzahl unterschiedlicher Lebensräume vor. Ursprünglich waren sie von der heutigen Türkei über den Kaukasus bis nach Zentralasien weit verbreitet. Von diesem einst riesigen Gebiet besiedeln sie heute allerdings nur noch knapp 27 Prozent. Der weitaus größte Teil der Persischen Leoparden lebt dabei im Iran. Weitere, teils kleine und isolierte Populationen verteilen sich zum Beispiel über Afghanistan, Pakistan oder Turkmenistan und den Kaukasus. Aufgrund von fehlenden Daten ist es dabei häufig nicht deutlich, wie viele Leoparden in den verschiedenen Ländern tatsächlich noch vorkommen.

Die wenigen letzten Persischen Leoparden werden heute durch Wilderei, Mensch-Wildtier-Konflikte, Lebensraumverlust und Beutemangel bedroht. In Regionen wie dem Kaukasus brachen die Beutetierbestände in der Vergangenheit im Zuge der Wirtschaftskrise und einem damit einhergehenden starken Anstieg der Jagdaktivitäten massiv ein, wodurch die dort vorkommenden Leoparden nicht mehr genug zu fressen fanden. Durch die Zerschneidung ihrer Lebensräume, wird ihnen die Abwanderung in andere Gebiete und somit der Austausch mit anderen Populationen erschwert. Zusätzlich führt die Nutzung ihres Habitats zu einer erhöhten Gefahr für Konflikte, etwa wenn Leoparden Nutztiere angreifen. Obwohl sie in fast allen Ländern ihres Verbreitungsgebiets unter Schutz stehen, gilt die Wilderei in manchen Regionen deshalb als Haupttodesursache.

Um das Überleben der Persischen Leoparden in Zukunft zu sichern, benötigt es große, miteinander verbundene Gebiete, mit einer ausreichenden Zahl an Beutetieren. Obwohl im Kaukasus viele ursprüngliche Naturlandschaften zerstört worden sind, gibt es im dort noch Lebensräume für die Großkatze. Für eine natürliche Wiederbesiedlung spielen neben ausreichend Beutetieren und geschützten Rückzugsgebieten auch Korridore, die die Teilstücke des verinselten Verbreitungsgebietes miteinander verbinden, eine elementare Rolle.

Der Persische Leopard im Steckbrief

Verwandtschaft Unterart des Leoparden, Ordnung der Raubtiere, Familie der Katzen
Größe Kopfrumpflänge 126 – 171 cm
Gewicht bis zu 90 kg
Besonderheiten größte Unterart des Leoparden
Soziale Organisation Einzelgänger
Fortpflanzung Paarung zwischen Januar und März; Tragzeit ca. 90 – 106 Tage
Jungtiere je nach Region ein bis drei Jungtiere pro Wurf
Lebenserwartung bis zu 20 Jahre
Geografische Verbreitung räumlich getrennte, kleine Teilpopulationen, verteilt über Afghanistan, Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Iran, Irak, Pakistan, Russland, Turkmenistan und die Türkei
Lebensraum Regenwälder, Laubwälder, Mischwälder, Trockenwälder, Nadelwälder, Buschland, alpine baumfreie Lebensräume bis in Höhenlagen von 3.000 Metern
Ernährung Schleichjäger, es werden unter anderem Wildziegen und -schafe, Hirsche und Gämsen gejagt
Bestandsgröße schätzungsweise 900 – 1.300 Individuen in freier Wildbahn (Stand 2022)
Gefährdungsstatus „stark gefährdet“ laut internationaler Roter Liste

Wo werden Persische Leoparden in der zoologischen Systematik eingeordnet?

Von Ordnungen, Familien und Arten

Rennender Kaukasus-Leopard © Anton Agarkov / WWF
Persischer Leopard im Kaukasus © Anton Agarkov / WWF

Der Persische Leopard (Panthera pardus tulliana) ist eine Unterart des Leoparden. Leoparden gehören zur Ordnung der Raubtiere (Carnivora), zur Familie der Katzen (Felidae), zur Unterfamilie der Großkatzen (Pantherinae) und ebenso wie der Tiger, der Löwe, der Jaguar und der Schneeleopard zur Gattung der Pantherkatzen. Neben dem Persischen Leopard werden bei den Leoparden heute genetischen Analysen zufolge weitere acht Unterarten unterschieden: Afrikanischer Leopard (P. p. pardus), Amur-Leopard (P. p. orientalis), Arabischer Leopard (P. p. nimr), Chinesischer Leopard (P. p. japonensis), Indischer Leopard (P. p. fusca), Indochinesischer Leopard (P. p. delacouri), Java-Leopard (P. p. melas) und Sri-Lanka-Leopard (P. p. kotiya). Bis vor einigen Jahren galt der Kaukasus-Leopard als eigene Unterart (P. p. ciscaucasicus), neben drei bis vier weiteren Unterarten (P. p. sindica, P. p. tulliana, P. p. saxicolor und P. p. dathei), die nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen alle in der Unterart des Persischen Leoparden zusammengefasst sind. Bis Anfang des Jahres 2017 lautete der wissenschaftliche Name der Persischen Leoparden noch P. p. saxicolor, in der neuesten Katzensystematik nun P. p. tulliana.

Wie sehen Kaukasus-Leoparden aus?

Merkmale, Eigenschaften und Besonderheiten

Der Persische Leopard gilt als größte Leoparden-Unterart. Wie bei allen Leoparden sind die Männchen größer und kräftiger als die Weibchen. Die Kopfrumpflänge beträgt 126 bis 171 Zentimeter. Sie wiegen bis zu 90 Kilogramm. Persische Leoparden besitzen ebenso wie die anderen Leoparden einen lang gestreckten, muskulösen Körper, einen großen, runden Kopf, mächtige Muskelpakete am Nacken und an den Schultern, kurze muskulöse Beine mit breiten Pfoten und einen langen Schwanz. Der robuste Schädel bietet viel Fläche für den Ansatz der kräftigen Kiefermuskulatur. Die langen, spitzen Eckzähne eignen sich zum Fangen und Töten der Beute. Im Maulwinkel bilden die Reißzähne eine Art Schere zum Abschneiden von Fleisch. Mit ihrer rauen Zunge können Leoparden Fleisch vom Knochen abschaben.

Leoparden zählen zu den Zehengängern. Unter den Pfoten befinden sich dicke, stoßdämpfende Sohlenpolster, mit denen sie lautlos auftreten können. Jede Pfote ist mit vier messerscharfen, hakenartigen, im Ruhezustand eingezogenen Krallen ausgestattet. Im Pfotenabdruck sind vier Zehen und das Sohlenpolster abgebildet. Die Abdrücke der Persischen Leoparden haben eine Größe von neun bis elf Zentimeter in der Breite und acht bis neun Zentimeter in der Länge.

Persische Leoparden verfügen ebenso wie andere Leoparden über ein exzellentes Sehvermögen. Im Hintergrund ihrer Augen befindet sich eine reflektierende Membran. An diesem sogenanntem Tapetum lucidum wird das Licht gespiegelt und zurückgestrahlt. Dabei passiert es die Netzhaut ein zweites Mal. Die doppelte Lichtverwertung trägt dazu bei, dass Leoparden auch nachts relativ gut sehen können. Die extrem empfindlichen Tasthaare am Maul, an den Backen und über den Augen sind bei Leoparden sehr lang. Sie erleichtern die Orientierung vor allem bei Dunkelheit.

Das Fell der Persischen Leoparden ist besonders hell und blass gemustert. Die unregelmäßigen Rosetten am Rücken und an den Körperseiten bestehen bei Persischen Leoparden aus dunkelbraunen Ringen aus Tupfen, die einen gegen die Grundfarbe etwas verdunkelten Hof umschließen. Die Ringe der Rosetten des Persischen Leopardenfells werden aus drei bis fünf Tupfen gebildet. Bei ihnen sind viele dieser Ringe komplett geschlossen. Der Kopf, der Hals, die Schultern, der Bauch, die Beine und der Schwanz sind bei Persischen Leoparden spärlich dunkelbraun oder mattschwarz gefleckt. Dabei sind die Flecken kleiner als bei anderen Leoparden. Das Fell der Persischen Leoparden hat eine hell- bis beigegraue Grundfarbe und manchmal einen schwachen Gelb- oder Rotstich. An der Brust, am Bauch und an den Innenseiten der Beine ist das Fell heller bis weiß. Die Musterung ist bei jedem einzelnen Leoparden einzigartig und dient so auch zur Individualerkennung.

Unter den Katzen zählen Leoparden zu den geschicktesten Kletterern. Die seitlich verlagerten Schulterblätter und die langen, hakenartigen Krallen unterstützen das Erklimmen von Bäumen und steilen Felsen. Leoparden können im Unterschied zu den meisten anderen Katzen sogar kopfüber abwärts klettern. Des Weiteren verfügen sie über ein enormes Sprungvermögen und sind gute Schwimmer.

Wie leben Persische Leoparden?

Die soziale Organisation, Aktivität und Kommunikation

Kaukasus-Leopard auf einem Ast © Daniel Manganelli / WWF
Persischer Leopard auf einem Ast © Daniel Manganelli / WWF

Die Biologie der Persischen Leoparden ist im Vergleich zu Leoparden in anderen Regionen ihres Verbreitungsgebiets bisher wenig erforscht. Leoparden sind Einzelgänger und leben größtenteils in festen Revieren, wobei die Reviere der Männchen größer sind als die der Weibchen. Diese werden streng gegen andere Männchen verteidigt und umfassen häufig zwei bis drei Reviere von Weibchen. Die der Weibchen überlappen sich mehr oder weniger mit denen anderer Weibchen. Das Brüllen der Leoparden ertönt vor allem nachts und in den frühen Morgenstunden. Die Reviermarkierung erfolgt außerdem mit Urin, Kratzspuren und Kopf- und Körperreiben. Männchen und Weibchen ohne Reviere streifen auf der Suche nach einem Revier umher. Beim Durchqueren eines besetzten Reviers kann es zu ernsthaften Kämpfen zwischen gleichgeschlechtlichen Leoparden kommen, während gelegentliche Begegnungen von benachbarten Leoparden zumeist friedlich verlaufen. Sollte ein Männchen mit Revier versterben, kann es bei der Neubesetzung seines Territoriums ebenfalls zu schweren Kämpfen kommen. Wenn sich ein neuer Revierbesitzer durchgesetzt hat, zeigt sich in der darauffolgenden Zeit, ob er das Territorium halten kann. Es kann einige Zeit dauern, bis wieder Stabilität einkehrt.

Die Reviergröße ist vom Geschlecht der Leoparden, von der Beuteverfügbarkeit und der Lebensraumbeschaffenheit abhängig. So beträgt die Reviergröße von männlichen Leoparden im Iran einer Studie zufolge durchschnittlich etwa 103 Quadratkilometer. In anderen Regionen des weltweiten Verbreitungsgebietes der Leoparden sind Reviergrößen von acht bis 800 Quadratkilometern bekannt. Die Leopardendichte pro 100 Quadratkilometer beträgt im Kaukasus 0,4 Leoparden, während die der Leoparden im Iran zwischen 3,1 und 8,9 Individuen liegt. Damit gehört der Kaukasus zu den am dünnsten besiedelten Regionen des weltweiten Verbreitungsgebietes der Leoparden, wo die Dichte insgesamt zwischen weniger als einem bis mehr als 30 Leoparden pro 100 Quadratkilometer beträgt. Leoparden sind typischerweise nachtaktiv. Auf der Suche nach Nahrung legen sie täglich einige Kilometer zurück.

Bei Leoparden kommen Männchen und Weibchen nur zur Paarung zusammen. Sie verbringen dann wenige Tage miteinander. Die Weibchen bilden mit ihren Jungtieren hingegen über viele Monate feste Kleingruppen. Zu den friedlichen sozialen Interaktionen der Leoparden gehören das so genannte „Greeting“ und das „Grooming“. Beim Greeting reiben die Leoparden ihre Köpfe und Körper aneinander, beim Grooming lecken sie sich gegenseitig die Gesichter und das Fell.

In vielen Teilen ihres Verbreitungsgebietes koexistieren Persische Leoparden mit Eurasischen Luchsen, Braunbären, Wölfen und Streifenhyänen und stehen mehr oder weniger in Nahrungskonkurrenz zueinander. Einst überlappte sich das Verbreitungsgebiet der Persischen Leoparden außerdem mit dem der Kaspischen Tiger, die seit den 1970er Jahren allerdings als ausgestorben gelten.

Was ist über die Fortpflanzung von Persischen Leoparden bekannt?

Von der Paarung über die Entwicklung der Jungen bis zum Erwachsenenalter

Kaukasus-Leoparden-Junges © Minprirody of Russia / WWF
Jungtier eines Persischen Leoparden © Minprirody of Russia / WWF

Leoparden werden etwa mit zwei bis drei Jahren geschlechtsreif. Weibchen werden dann im Alter von ca. drei Jahren zum ersten Mal trächtig. Männliche Leoparden fangen etwa mit drei bis vier Jahren an sich fortzupflanzen. Die paarungsbereite Zeit der Weibchen wird Rolligkeit genannt. Rollige Weibchen suchen mit Duftmarken und Gebrüll nach einem Geschlechtspartner – meistens das Männchen, mit dem sich ihre Reviere überlappen. Wenn sich ein Männchen und ein Weibchen gefunden haben, verbringen sie eine kurze Zeit zusammen und paaren sich in dieser Zeit mehrfach. Für den Geschlechtsakt legt sich das Weibchen auf den Bauch und das Männchen steigt über ihren Rücken. Die Kopulation endet oft aggressiv und damit, dass das Männchen dem Weibchen in den Nacken beißt, woraufhin das Weibchen aufspringt und sich wehrt. Die Paarung findet im Frühjahr statt und erreicht ihre Hochphase zwischen Januar und März.

Die Tragzeit dauert ungefähr 90 bis 106 Tage. An einem versteckten Ort bringt das Weibchen ihre Jungen zur Welt. Während in anderen Regionen des Verbreitungsgebietes schon Weibchen mit bis zu sechs Jungen aus einem Wurf beobachtet wurden, sind hingegen in der Ökoregion Kaukasus bisher Würfe von einem bis drei Jungen nachgewiesen. Die Leopardenjungen werden blind und nackt und mit einem Geburtsgewicht von etwa 500 bis 600 Gramm geboren. In den ersten Lebenstagen bleibt die Mutter fast die ganze Zeit bei ihrem Nachwuchs. Nach ein paar Tagen geht sie wieder regelmäßig auf die Jagd und lässt ihre Jungen im Versteck zurück. Wenn diese ein paar Monate alt sind, können sie schon einige Tage allein bleiben.

Gelegentlich zieht das Weibchen mit ihren Jungen in ein neues Versteck um. Im Alter von ungefähr drei Monaten fangen die Leopardenjungen an, ihre Mutter hin und wieder zu begleiten. Im Spiel raufen die Geschwister miteinander, jagen sich und probieren sich aus. Spätestens, wenn mit sieben bis acht Monaten die bleibenden Eckzähne da sind, üben sich die Jungtiere darin kleine Beutetiere zu töten. Die Jungensterblichkeit ist bei Leoparden sehr hoch. Die Leopardenväter beteiligen sich nicht an der Aufzucht ihrer Jungen. Nach zwölf bis 18 Monaten sind die jungen Leoparden in der Lage, mehr oder weniger selbstständig zurechtzukommen und verlassen ihre Mutter im Alter von 15 bis 36 Monaten. Dabei lassen sich junge Weibchen gerne in der Nähe ihrer Mütter nieder, während junge Männchen weiter weg ziehen. Manchmal bleiben Geschwister in den ersten Monaten nach der Trennung von der Mutter noch zusammen bis schließlich jeder seine eigenen Wege geht. Frühestens 15 Monate nach dem vorherigen Wurf werden die Weibchen wieder trächtig, manchmal aber auch erst nach über zwei Jahren. Leoparden können sich bis zu einem Alter von etwa 16 Jahren fortpflanzen und haben eine Lebenserwartung von bis zu 20 Jahren.

Wenn das Revier eines Männchens von einem neuen Männchen übernommen wird, kommt es häufig vor, dass der Neue die abhängigen Jungtiere, die von seinem Vorgänger stammen, tötet. Dadurch werden die Weibchen schneller wieder paarungsbereit und das neue Männchen kann seinen eigenen Fortpflanzungserfolg erhöhen. Andererseits reduzieren Kindstötungen die Reproduktionsrate der Weibchen und den der gesamten Population. Der Fortpflanzungserfolg der Weibchen ist vor allem von der Qualität des Lebensraumes und vom Schutz ihrer Jungen vor Infantizid abhängig.

Wo leben Persische Leoparden?

Ihr Verbreitungsgebiet früher und heute

Kaukasus-Leoparden Weibchen © Ola Jennersten / WWF Schweden
Persischer Leopard, Weibchen © Ola Jennersten / WWF Schweden

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Persischen Leoparden reichte von Anatolien über den Kaukasus bis nach Zentralasien. Von diesem einst riesigen Gebiet besiedelt der Persische Leopard heute allerdings nur noch rund 27 Prozent. Der deutlich größte Bestand ist im Iran zu finden, wo mehr als 75 Prozent der Persischen Leoparden vorkommen. Insbesondere das Elburs-Gebirge im Norden des Irans, sowie das Kopet-Dag-Gebirge im Grenzbereich zu Turkmenistan, wiesen in der Vergangenheit die höchste Dichte von Persischen Leoparden auf.

Weiterhin weiß man, dass der Persische Leopard sowohl in Afghanistan als auch in Pakistan vorkommt. Der Hindukusch, der beide Länder voneinander trennt, gilt dabei als besonders geeignetes Habitat, das auch eine größere Population beherbergen könnte. Aufgrund der andauernden bewaffneten Konflikte, besonders auf afghanischer Seite, ist es allerdings schwierig verlässliche Zahlen darüber zusammen zu tragen, wie viele Leoparden zurzeit wirklich dort vorkommen. Aus Tadschikistan und Usbekistan gab es in der Vergangenheit immer wieder Berichte über lokale Sichtungen von Persischen Leoparden, jedoch konnten diese bisher nicht offiziell bestätigt werden. Wahrscheinlicher ist, dass es sich dabei um Verwechslungen mit dort ansässigen Schneeleoparden handelt. Man geht daher davon aus, dass der Persische Leopard heute in beiden Ländern ausgestorben ist.

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts waren Leoparden im Kaukasus noch weit verbreitet. Heute ist ihr Verbreitungsgebiert aber auch hier stark fragmentiert. Sie kommen nur noch in kleinen, mehr oder weniger voneinander isolierten Teilbeständen vor. Aktuell gibt es im Großen Kaukasus in Russland, im zentralen und östlichen Nordkaukasus sowie im Kleinen Kaukasus im südlichen und südwestlichen Armenien, im südlichen Aserbaidschan, in der aserbaidschanischen Exklave Nachitschewan und im nordwestlichen Iran einzelne Leopardennachweise.

In welchem Lebensraum kommen Persische Leoparden vor?

Der Persische Leopard kommt innerhalb seines Verbreitungsgebietes in einer Vielzahl unterschiedlicher Lebensräume vor. Die speziellen Ansprüche, die er an einen geeigneten Lebensraum stellt sind gering, solange ganzjährig Beutetiere und Verstecke vorhanden sind. Als Schleich- und Lauerjäger bevorzugt er deckungsreiche Habitate, in denen er sich möglichst nah an seine Beute heranschleichen kann. Das können sowohl Fels und Geröll sein, wie Gebirge oder Kältewüsten sie bieten, als auch Sträucher und hohes Gras, die in typischen offenen Busch- und Graslandschaften zu finden sind. Im Gegensatz zum Schneeleoparden sind Persische Leoparden nicht an das Leben in tiefen Schnee angepasst und bevorzugen Lebensräume mit einer durchschnittlichen Schneedecke von unter 15 Zentimetern.

Der Lebensraum in seinem Hauptverbreitungsgebiet im Iran besteht vor allem aus trocknen Buschlandschaften, schließt aber auch die feuchten Gebirgswälder im Norden des Landes mit ein. Im Kopet-Dag-Gebirge an der Grenze zu Turkmenistan wiederum besiedeln sie lichte Wachoderwälder und offene Steppenlandschaften.

Im Kaukasus ist das Klima von heiß bis eiskalt und von feucht bis trocken. Insgesamt finden sich in der Ökoregion Kaukasus über 100 verschiedene Landschaftstypen, darunter Regenwälder, Laubwälder, Mischwälder, Nadelwälder, Bergwiesen, Steppen, Halbwüsten und Gletscher. Die meisten dieser Lebensräume eignen sich als Leopardenhabitate. Eine besondere Bedeutung im Kaukasus kommt dem Vorhandensein von schroffen Felshängen zu, da diese bevorzugt von Beutetieren wie zum Beispiel der Bezoarziege genutzt werden. Darüber hinaus bietet das felsige Gebiet ausreichend Deckung und ist für Menschen nur schwer zu erreichen. Im Großen Kaukasus kommen Leoparden heute bevorzugt auf subalpinen Bergwiesen, in Laubwäldern, in dichtem Buschland und in Felsschluchten in Höhenlagen von 600 bis 3.000 Metern vor. Im Kleinen Kaukasus finden heute wieder im Chosrow-Reservat im Südwesten Armeniens und im Zangezur-Gebirge (Grenzgebirge zwischen Nachitchevan und Armenien) mit seiner zerklüfteten Landschaft und den lichten Wacholder- und Eichenwäldern wichtige Rückzugsgebiete. Persische Leoparden bewegen sich gerne entlang von Bergkämmen fort, von wo aus sie einen guten Überblick über die Umgebung haben. Beim Umherstreifen nutzen sie bevorzugt ausgetretene Wildwechsel.

Wie ernähren sich Persische Leoparden?

Alles über ihre Nahrung und Ernährungsweise

Persischer Leopard im Schnee © Ola Jennersten / WWF Schweden
Persischer Leopard im Schnee © Ola Jennersten / WWF Schweden

Leoparden ernähren sich ausschließlich von Fleisch und gelten als einer der besten Schleichjäger. Sie gehören zu den Top-Prädatoren in ihrem Lebensraum. An der Spitze der Nahrungskette spielen sie somit eine besonders wichtige Rolle im Ökosystem. Wie andere Leoparden-Unterarten auch, jagen Persische Leoparden vor allem in der Dämmerung und nachts. Beim Umherstreifen orten sie Beute über das Gehör und die Sicht. Sobald sich eine Gelegenheit zur Jagd bietet, legen sie sich auf die Lauer. Beim Anpirschen kriechen sie mit geducktem Körper dicht über dem Boden und nutzen geschickt sämtliche Versteckmöglichkeiten.

Im Vergleich zu anderen großen Katzen schaffen Leoparden es, sich besonders nah an ihre Beutetiere heranzuschleichen und greifen diese manchmal aus weniger als zehn Meter Entfernung an. Zum Angriff schießen sie dann aus dem Hinterhalt hervor, stürzen sich auf die Beute und reißen sie nieder. Größere Beutetiere töten sie mit einem Kehlbiss, kleinere mit einem Nackenbiss. Wenn sie ein Beutetier nach wenigen Metern nicht überwältigen konnten, nehmen sie selten die Verfolgung auf. Neben der Schleichjagd praktizieren Leoparden auch die Lauerjagd, bei der sie in einem Versteck zum Beispiel an einer Wasserstelle oder nahe eines Wildwechsels warten, bis ein Beutetier in die Nähe kommt.

Leoparden haben ein sehr breites Beutespektrum. Sie fressen sämtliche Tiere von Kleinsäugern bis zu Huftieren, die zwei bis drei Mal schwerer sind als sie selbst. Einen Großteil der Beute der Persischen Leoparden machen kleine bis mittelgroße Huftiere wie Wildziegen, Wildschafe, Gämsen, Rehe, Rothirsche und Wildschweine aus. Hinzu kommen Feldhasen, Fasanen, Steinhühner, Birkhühner, Königshühner und Stachelschweine. Untersuchungen zur Ernährungsweise der Persischen Leoparden in Südarmenien haben gezeigt, dass Wildschweine den größten Anteil ihrer Nahrung ausmachen. In Gegenden, wo Persische Leoparden genügend Beutetiere finden, gibt es kaum Übergriffe auf Haus- und Nutztiere. In beutearmen Regionen reißen sie hingegen auch Hausrinder, Schafe, Pferde, Esel, Hunde und Geflügel.

Insgesamt haben Leoparden im Vergleich zu anderen Großkatzen einen geringeren Jagderfolg. Dafür verbraucht ihre Jagdweise weniger Energie, weil Leoparden ihrer Beute selten über längere Strecken hinterher sprinten wie beispielsweise Geparden. Außerdem ist die Überwältigung der Beute nicht besonders kräftezehrend wie zum Beispiel bei Löwen. So können Leoparden den geringeren Jagderfolg durch häufigere Versuche ausgleichen. Außerdem fressen Leoparden auch Aas und scheuen nicht davor zurück, anderen schwächeren Raubtieren die Beute streitig zu machen.

Im Gegenzug kann es Leoparden aber auch passieren, dass sie ihre Beute an überlegene Raubtiere verlieren. Um dies zu vermeiden, sichern sie manchmal ihre Beute für einige Nahrungskonkurrenten unerreichbar in Bäumen. Dazu ziehen und schleppen Leoparden ihre Beute über Hunderte von Metern über den Boden und klettern dann mit ihr im Schlepptau bis in mehrere Meter Höhe. Ein vorteilhafter Nebeneffekt bei der Beutesicherung in Bäumen ist, dass sich dadurch die Haltbarkeit des Fleisches erhöht. Wenn möglich, jagen Leoparden nur alle paar Tage ein größeres Beutetier und fressen dann mehrere Tage lang davon. Ihr durchschnittlicher Fleischbedarf beträgt 2,9 bis 4,7 Kilogramm pro Tag. Im Allgemeinen ist der Kalorienbedarf von säugenden Müttern am größten, gefolgt von dem der Männchen und ist bei Weibchen ohne Jungtiere am geringsten.

Leoparden können ihren Wasserbedarf einige Zeit lang ausschließlich über den Verzehr ihrer Beute decken. So schaffen sie es bis zu zehn Tage ohne zu trinken auszukommen.

Wie viele Persische Leoparden gibt es?

Ihr Bestand in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Laut aktuellen Studien werden etwa 900 bis 1.300 Persische Leoparden in freier Wildbahn vermutet, die meisten davon im Iran. Wie viele es aber tatschlich genau gibt, lässt sich nur schwer bestimmen. In vielen Ländern ihres Verbreitungsgebietes gibt es zwar immer wieder Meldungen über Sichtungen aus der lokalen Bevölkerung, häufig lassen sich diese jedoch nicht verifizieren. Hinzukommt, dass eine wissenschaftliche Erfassung der Bestandsgrößen in Ländern wie Afghanistan aufgrund der seit Jahren schwierigen Sicherheitslage nur begrenzt oder gar nicht möglich ist. Trotzdem geht eine Studie von 2021 davon aus, dass die Population in Afghanistan zwischen 200 und 300 Individuen groß sein könnte, während im Iran zwischen 550 und 850 Persische Leoparden vorkommen sollen. In der Ökoregion Kaukasus werden heute insgesamt nur noch zwischen 40 und 70 Leoparden vermutet, wobei der Großteil wohl in der südlich gelegenen Zangezur Gebirge vorkommt, in der seit 2014 regemäßig Nachwuchs nachgewiesen werden konnte.

Sind Persische Leoparden vom Aussterben bedroht?

Ihr Gefährdungs- und Schutzstatus

Persischer Leopard © David Lawson / WWF UK
Persischer Leopard © David Lawson / WWF UK

Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN sind Leoparden als gefährdet eingestuft. Dabei gelten die Persischen Leoparden als stark gefährdet. Im Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES sind Leoparden im Anhang I gelistet. Jeder internationale kommerzielle Handel ist somit verboten. Zudem sind Persische Leoparden im Großteil ihrer Verbreitungsländer nach nationalem Recht geschützt.

Die Bedrohungsfaktoren

Die wenigen letzten Persischen Leoparden werden heute durch Wilderei, Mensch-Wildtier-Konflikte, Lebensraumverlust und Beutemangel bedroht. Zudem ist die geringe Größe ihres Bestandes besonders in den isolierten Regionen kritisch für einen regen genetischen Austausch. Je kleiner eine Population ist, desto verheerender können außerdem die Auswirkungen von Zufallsereignissen wie Krankheiten usw. sein. Ein zunehmendes Problem in vielen Teilen ihres Verbreitungsgebietes ist die Zerschneidung ihrer Lebensräume in den unteren Höhenlagen, die mehr und mehr von Menschen genutzt werden. Die Nutzung dieser Gebiete erschwert den Leoparden nicht nur die Abwanderung und so den Austausch mit anderen Populationen, sondern erhöht auch die Gefahr von Mensch-Wildtier-Konflikten.

Im Kaukasus, welcher schon seit Jahrhunderten eine wichtige Landverbindung zwischen Asien und Europa darstellt, erschwert der kontinuierliche Ausbau der Infrastruktur die Mobilität der Leoparden und anderer Wildtiere.

Schon seit Jahrhunderten werden Leoparden in weiten Teilen ihres Verbreitungsgebietes gejagt. Ihre Körperteile, vor allem ihre Felle, Knochen und Eckzähne, werden illegal gehandelt. Leopardenknochen sind in Asien in den letzten Jahren zu einer beliebten Alternative zu Tigerknochen in der Traditionellen Asiatischen Medizin geworden, da es nur noch wenige wildlebende Tiger in Asien gibt und der Handel mit Tigerknochen verstärkt kontrolliert wird. Leopardenhäute sind in Asien außerdem begehrte Luxusgüter. Bis in die 1970er Jahre wurden Leopardenfelle außerdem im großen Stil in der Pelzindustrie zu Bekleidungsstücken für die amerikanische und europäische Modewelt verarbeitet.

Zum anderen werden Leoparden immer wieder zum Schutz der Menschen und der Nutz- und Haustiere oder aus Rache getötet. Persische Leoparden haben große Streifgebiete und verlassen auf der Suche nach Nahrung auch die Grenzen von ausgewiesenen Schutzgebieten. So kann es auch vorkommen, dass Leoparden Jagd auf Weidetiere wie Rinder oder Ziegen machen. Als Folge werden Persische Leoparden gewildert, entweder als Form der Vergeltung für gerissene Weidetiere oder um zukünftige Angriffe zu verhindern. Landesweite Studien aus dem Iran belegen dabei, dass die Wilderei mit 70 Prozent die Haupttodesursache für Persische Leoparden in dem Land bildet. Da Leoparden auch Aas fressen, können sie leicht geködert und vergiftet werden. Im Kaukasus sind seit dem Jahr 1990 mindestens 23 Leoparden in Armenien, Aserbaidschan, Georgien und Russland durch Menschenhand ums Leben gekommen. Da nicht alle Wildereifälle bekannt werden, bleibt unklar, wie viele Persische Leoparden im Kaukasus insgesamt getötet wurden.

Wildtiere, darunter viele Leopardenbeutetierarten, sind in vielen Regionen des Verbreitungsgebiets als so genanntes Buschfleisch eine wichtige Nahrungs- und Einkommensquelle für die Bevölkerung. Im Zuge der Wirtschaftskrise in den 1990er Jahren gab es einen starken Anstieg der Jagdaktivitäten. In der Konsequenz brachen zum Beispiel die Beutetierbestände im Kaukasus über viele Jahre immer weiter ein. Zudem wurde ihr Lebensraum fragmentiert und verkleinert. Für die Persischen Leoparden dort bedeutete dies, dass sie schwieriger und weniger zu fressen finden konnten. Im Iran waren die Beutetierbestände sogar schon seit den späten 1970er Jahren eingebrochen. Für die Festsetzung von Jagdquoten fehlen Bestandsuntersuchungen der Beutetierpopulationen und Kontrollorgane für deren Durchsetzung.

Neben diesen direkten Bedrohungen für die Persischen Leoparden geht man zusätzlich davon aus, dass sich ihre Lebensräume in Ländern wie dem Iran aufgrund des Klimawandels weiter verkleinern werden, was den Druck auf diese bedrohte Art langfristig weiter erhöhen dürfte.

Der Leopardenschutz ist seit Jahrzehnten ein großes Thema für den WWF. Leoparden gehören ebenso wie Eisbären, Nashörner, Elefanten, Menschenaffen, Große Pandas und weitere Arten zu den Flaggschiffarten des World Wide Fund for Nature. Der WWF ist weltweit in zahlreichen Projekten zum Schutz und zur Erforschung bedrohter Arten aktiv und hat bereits viel erreicht. 

26.06.2023 Update: WWF Russland verlässt internationales WWF-Netzwerk

Die russische Generalstaatsanwaltschaft hat am 21. Juni 2023 die Aktivitäten des World Wide Fund for Nature (WWF) in Russland für „unerwünscht“ erklärt. Diese Entscheidung folgt auf eine bereits im März bekannt gegebenen Verlautbarung, in welcher der WWF als «ausländischer Agent» eingestuft wurde.

Der WWF Deutschland und das gesamte, weltweite WWF-Netzwerk sind erschüttert darüber, dass unsere gemeinsame Naturschutzarbeit als „auf dem Territorium der Russischen Föderation unerwünscht“ eingestuft wird. Infolgedessen und mit sofortiger Wirkung hat der WWF Russland die schwierige Entscheidung getroffen, nicht länger Teil des WWF-Netzwerks zu sein.

Weitere Informationen zu Kaukasus-Leoparden

  • Persischer Leopard im Schnee © Ola Jennersten / WWF Schweden Leopardenschutz im Südkaukasus

    Der Kaukasus ist eine der biologisch vielfältigsten Ökoregionen der Erde. Der Erhalt dieser biologischen Vielfalt ist eine der großen Herausforderungen. Weiterlesen...

  • Amur-Leopard © Ola Jennersten / WWF-Sweden Leoparden und Schneeleoparden

    Ob trockene Savanne, feuchter Regenwald oder eisiges Hochgebirge – Leoparden und Schneeleoparden haben sich an verschiedene, teilweise extreme Lebensräume, angepasst. Weiterlesen...

  • Über den Wolken im Kaukasus © Aurel Heidelberg / WWF Deutschland Der Kaukasus – Einzigartiges Naturerbe

    Der Kaukasus ist eine der biologisch vielfältigsten Regionen der temperierten Klimazone. Weiterlesen...

Tierporträts im WWF-Artenlexikon

  • Jaguar © Staffan Widstrand / WWF Jaguar

    Porträt des Jaguar im Artenlexikon des WWF mit Informationen zu Lebensraum, Verbreitung, Biologie und Bedrohung der Art. Weiterlesen ...

  • Amur-Leopard mit geöffnetem Maul © Victor Cap / iStock / Getty Images Leoparden (allgemein)

    Porträt der Leoparden im Artenlexikon des WWF mit Informationen zu Lebensraum, Verbreitung, Biologie und Bedrohung der Art. Weiterlesen ...

  • Der Sumatra-Tiger © naturepl.com / Edwin Giesbers / WWF Tiger (allgemein)

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